Nach Bondi-Beach-Terror: Australien will härter durchgreifen
Der Anschlag auf ein jüdisches Fest am berühmten Bondi Beach war eines der schwersten Gewaltverbrechen in der Geschichte Australiens. Regierungschef Anthony Albanese will aus dem nach Polizeiangaben antisemitischen Terrorangriff Konsequenzen ziehen. Der Premierminister kündigte ein härteres Vorgehen gegen Extremismus an.
Um „das Übel des Antisemitismus aus unserer Gesellschaft zu verbannen“, stellte Albanese ein hartes Durchgreifen in Aussicht. „Die Australier sind schockiert und wütend. Ich bin wütend. Es ist klar, dass wir mehr tun müssen, um diese schlimme Plage zu bekämpfen“, sagte der Premier bei einer Pressekonferenz.
Schärfere Gesetze gegen Hassprediger und Hetze
Albanese kündigte schärfere Gesetze gegen Hassprediger und Hetze verschiedenster Art an. Auch was das Aufenthaltsrecht angehe, werde man härter gegen all jene vorgehen, die „Hass und Spaltung“ verbreiten, so der Premierminister.
Dazu sollen neue Befugnisse gehören, um gegen extremistische Prediger vorzugehen und auch Visa zu verweigern oder zu entziehen. Australien werde ein System entwickeln, um Organisationen aufzulisten, deren Anführer Hassreden verbreiteten, kündigte Albanese an.

Eine Taskforce soll sicherstellen, dass das australische Bildungssystem Antisemitismus „präventiv bekämpft“. Die eSafety-Kommission zur Sicherheit im Netz werde angewiesen, „Hinweise zur Online-Sicherheit“ in Bezug auf Antisemitismus zu erstellen. Mit diesen und weiteren Maßnahmen übernehme die Regierung sämtliche Empfehlungen der Antisemitismusbeauftragten.
Kritik aus der jüdischen Gemeinde
Innerhalb der jüdischen Gemeinde in Australien und seitens der Opposition gab es teils scharfe Kritik an Albanese. So wurde ihm vorgeworfen, im Zuge des zunehmenden Antisemitismus im Land nicht genug für den Schutz von Juden getan zu haben. Die Regierung war auch dafür kritisiert worden, den vor sechs Monaten vorgelegten 13-Punkte-Plan der Antisemitismusbeauftragten Jillian Segal nicht vollständig umgesetzt zu haben.
Der Premierminister räumte Versäumnisse im Kampf gegen Antisemitismus ein. „Jeder in dieser Position würde bedauern, nicht mehr getan zu haben“, sagte Albanese vor dem Parlament in Canberra. Nun müsse man in die Zukunft schauen und handeln.
Am Sonntag hatten zwei Angreifer – Vater und Sohn – am Bondi Beach auf Teilnehmer einer Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka gefeuert und 15 Menschen getötet. Unter den Opfern waren ein zehnjähriges Kind und ein Holocaust-Überlebender. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. 17 von ihnen werden weiterhin im Krankenhaus behandelt, fünf Patienten befinden sich in kritischem Zustand.
Albanese sagte, die Angreifer seien offenbar von der Ideologie der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) angetrieben worden.
Trauer um Matilda
Derweil versammelten sich Trauernde zur Beerdigung eines zehnjährigen Mädchens – des jüngsten Opfers des Anschlags. „Matilda ist unser kleiner Sonnenschein“, sagte der Rabbiner, der die Trauerfeier leitete.

Die Familie des Mädchens hatte die Ukraine vor der russischen Invasion verlassen, um nach Australien zu ziehen. „Ich hätte es mir nie vorstellen können, dass ich meine Tochter hier verlieren würde“, sagte die Mutter zu Reportern vor der Beerdigung. „Es ist einfach ein Albtraum.“
Vier Tage nach dem Anschlag versucht die Metropole Sydney, allmählich zur Normalität zurückzukehren. Tatort-Absperrungen am Bondi Beach wurden entfernt. Die Polizei teilte mit, dass sie ihre „umfassende Untersuchung und Analyse des Tatorts“ abgeschlossen habe.
Weite Teile des Strandareals sind jetzt wieder öffentlich zugänglich. So wurde unter anderem die Fußgängerbrücke wiedereröffnet, von der aus die Terroristen auf ihre Opfer geschossen hatten.

Der Bondi Beach in Sydney ist der berühmteste Strand in ganz Australien und bei einheimischen Surfern wie Touristen gleichermaßen beliebt. Dass er nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, markiert auch einen symbolischen Schritt in Richtung Normalität in der Stadt im Südosten Australiens.